Heute gibt es mal wieder einen kleinen (oder etwas größeren;D) Reise- und
Erlebnisbericht von mir. Über Ostern war nämlich meine Familie zu Besuch und
ich bekam mal wieder die Gelegenheit, ein bisschen mehr dieses wunderschönen
Landes zu entdecken.
Die ersten paar Tage verbrachten wir am Lago de Atitlán, über den ich ja schon
ausführlich berichtet habe. Deshalb an dieser Stelle nur ein paar Bilder.
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Das Dorf "San Pedro la Laguna" |
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In den letzten Jahren stieg
der Wasserspiegel immer weiter... |



Ostern, in Guatemala „Semana Santa“ (Heilige Woche) genannt,
verbrachten wir in Antigua, was auch für michaußergewöhnlich war, obwohl ich dieses Städtchen – etwas übertrieben gesagt – schon in- und
auswendig kenne. In dieser Zeit tritt hier nämlich sozusagen der
Ausnahmezustand ein, da hunderttausende in – und ausländische Touristen (in diesem
Jahr 596 000!) in das 41 000 Einwohnerstädtchen strömen um in dessen kolonialen
Ambiente die berühmten Osterprozessionen zu erleben. Schon die gesamte
Fastenzeit hindurch gab es davon jeden Sonntag eine, von einer der vielen
Kirchen Antiguas und der nahen Umgebung veranstaltet. Dabei zieht eine riesige
Menschenmenge musizierend, Weihrauch schwingend und riesige Heiligenfiguren
schleppend, bis zu 12 Stunden lang durch die Straßen, die dazu mit wunderschön
bunten, vielfältigen „Alfombras“ (Teppichen) aus Sägespänen oder –mehl, Blumen
und Blüten, Obst, Gemüse und vielem anderen geschmückt sind. Von Woche zu Woche
werden diese Alfombras schöner

und aufwändiger, bis hin zum Finale am
Karfreitag, das folglich auch von den meisten Menschen besucht wird. An diesen
letzten Tagen vor Ostern ziehen täglich bis zu 5 Prozessionen unterschiedlicher
Kirchen los, sodass es fast unmöglich wird, von einem Ort zum anderen zu gelangen, ohne auf dem Weg einer Prozession bzw. der zuschauenden Menschenmasse
aufgehalten zu werden.


Es ist aber immer wieder ein beeindruckendes Bild, wenn
zuerst als Römer verkleideten Männer, später dann lila bekutteten Träger und
festlichen Musiker bei schönstem Sommerwetter und wärmsten Temperaturen mit
Trauermärschen und im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubenden Mengen an
Weihrauch durch die Straßen trotten. Das hat dann schon etwas sehr
befremdliches, ja fast sektiererisches! Es ist übrigens eine große Ehre, in
einer Prozession tragen zu dürfen, für die die Leute teilweise (oder immer?)
sogar zahlen müssen – je besser der Zeitpunkt, desto mehr! Denn natürlich ist
es keinem Menschen zuzumuten, in dieser Hitze 12 Stunden am Stück so schwere
Figuren zu tragen, deshalb wird ständig gewechselt.
Ich hatte zwar auch schon in den vorhergegangenen Wochen einige Prozessionen
gesehen, aber vor allem die unglaublich filigrane Ausarbeitung der Alfombras
und der Ansturm, der Antigua fast überquellen ließ, waren auch für mich neu. So
konnte man den ganzen Tag durch die Straßen laufen und die Gestaltungsvariationen der immer wieder neu entstehenden Teppiche bewundern. Und auch in Dueñas gab es einige
Prozessionen mit tollen Teppichen, die Paula (die auch für einige Tage zu
Besuch kam) und ich abends bewunderten (die anderen schliefen nämlich in
Antigua) und uns über die, im Gegensatz zu Antigua großen Überschaubarkeit und den
dörflichen Charakter freuten. Für die Ostersonntagsprozession, bei der dann
keine Trauermärsche, sondern festliche Musik ertönte, besuchten wir dann
schließlich alle Dueñas.
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... und Kirche von Duenas |
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Alfombra, Prozession,... |
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Beim Drechsler |
In einem Förderungsprogramm der guatemaltekischen
Tourismusbehörde besuchten wir außerdem zwei Dörfer nahe Antiguas, die aus
diesem Anlass ein schönes Programm zu bieten hatten und auch an sich herrlich
anzusehen waren. So konnten wir einen Drechslerbetrieb und einen tollen
Aussichtspunkt in „San Cristóbal el Alto“ und ein Museum, das sich mit
Dorfgeschichte befasste, sowie eine Schokoladenmanufaktur in „San Juan del
Obispo“ besichtigen. Ein traumhafter Ausflug, denn die beiden Dörfchen hatten
einen besonderen Charme zu bieten, mit dem es werder Antigua und erst recht nicht Dueñas aufnehmen können.
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Werkzeuge zur Schokoladenherstellung |
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Schälen der Kakaobohnen |
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Sicht auf Antigua |

Als mein persönliches Highlight bestiegen wir gegen Ende
unserer Antigua-Zeit einen weiteren Vulkan, dieses Mal aber richtig! Schon
gegen 5 Uhr morgens, also noch im Dunkeln, machten wir vier uns gemeinsam mit
unserem Guide auf, um den Acatenango zu erklimmen. Nach vier super anstrengenden
Stunden (es ging wirklich konstant steil bergauf und das auf bis zu 4000m!)
hatten wir endlich die Spitze erreicht. Schon während des Aufstiegs wurden wir
durch tolle Ausblicke auf die Umliegende Umgebung und die ständig wechselnden
Vegetationszonen des Hangs angestachelt um oben schließlich von einem
unvergesslichen Bild belohnt zu werden. Man fühlte sich fast ein bisschen
überwältigt, so ganz alleine auf dem Gipfel, nur von schwarzem Vulkangestein,
blauem Himmel und rauschenden Windböen umgeben. Unter uns legte sich das Umland
wie auf einer riesigen dreidimensionalen Landkarte dar, mit den Dörfern und
Städten, den viel niedrigeren Bergen und vereinzelten hoch aufragenden
Vulkanen, dazu endlose Flächen von schneeweißen Wolken und in der Ferne konnte
man sogar den Pazifik und den Atitlán-See erkennen! Eine weitere Attraktion war
der Gipfel des, bekannterweise aktiven, Vulkans Fuego, der nur 2km entfernt
liegt und auch für uns ein paar graue Wölkchen ausstieß. Nachdem wir die
gesamte Aussicht ausgiebig genossen hatten, machten wir uns wieder an den
Abstieg und nach etwa 2 weiteren Stunden erreichten wir, vollkommen erschöpft
aber den Kopf immer noch mit den beeindruckenden Bildern gefüllt, wieder den
Fuß des Berges.
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Der Fuego |

Als letzte Station der Familienreise ging es nach Cobán, eine an sich ziemlich
hässliche Stadt, etwa 5 Stunden von Antigua entfernt. Was ich dort aber toll
fand, war, dass alles ziemlich grün war, da es in dieser Gegend deutlich mehr
regnet. Ich war auch wirklich sehr überrascht, als es gleich an unserem ersten
Morgen regnete, was ich aus der Antigua-Ecke kaum noch gewohnt war, denn
derzeit geben die Wolken dort –wenn überhaupt- selten mehr als ein paar Tropfen
ab. Somit machten wir uns also in Regenjacken und immer noch mir Muskelkater
von der Vulkanbesteigung auf, zu unserem ersten Ausflug in der Region, dem
Naturschutzgebiet „Biotopo del Quetzal“. Der Quetzal ist ein extrem seltener,
farbenfroher Vogel mit einer außergewöhnlich langenSchanzfeder – und
Nationalsymbol Guatemalas. Er ziert nicht nur das Wappen des Landes, auch die
Währung ist nach diesem scheuen Tier benannt, das hauptsächlich tief in den
Nebelwäldern des Verapaz (also grob der Umgebung von Cobán) lebt. Die
Guatemalteken sind sehr stolz auf ihren Nationalvogel, auch wenn kaum ein
Normalbürger ihn je zu Gesicht bekommt, da die Gefangenhaltung des Quetzals
verboten ist. Auch wir entdeckten das berühmte Tier nicht in real life,
konnten dafür aber den wirklich beeindruckenden Pflanzenreichtum des
Nebelwaldes bewundern.
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Der Rio Cahabon verschwindet |
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Semuc Champey von oben |
Schon am nächsten Tag stand der nächste Erlebnisausflug an. Dieses Mal
starteten wir bei strahlendem Sonnenschein in das „Naturwunder Semuc Champey“.
Was dieses genau ist, lässt sich schwer erklären, ist aber vielleicht durch die
Bilder besser zu verstehen. Semuc Champey, was in einer der örtlichen
Mayasprache „Ort, wo sich der Fluss versteckt“, heißt, ist sozusagen eine
breite Steinbrücke, die von dem Fluss Río Cahabón unterspült wird, während ein
anderer Fluss über die Oberfläche fließt und in mehreren Becken Pools bildet.
Das erstaunliche daran ist, dass dieser wunderschöne Fleck Erde ganz natürlich
in einer abgelegenen Ecke Guatemalas entstanden und folglich auch sehr
schwierig zugänglich ist. Während man das erste Stück der Wegstrecke noch auf
einer normalen Asphaltstraße zurücklegt, die jedoch auch schon riesige
Schlaglöcher aufweist, führt nach einiger Zeit nur noch eine kurvenreiche
Erdstraße weiter und schließlich muss man die letzten Kilometer stehend auf der
Ladefläche eines Pick-Ups hinter sich bringen, da andere Fahrzeuge nicht
passieren können. Doch auch hier wird man für die „Strapazen“, die hier
zugegebenermaßen nicht ganz so groß wie bei der vierstündigen Wanderung auf den
Acatenango waren, belohnt;) Zuerst sahen wir uns den ganzen Ort auf einem
Aussichtspunkt von oben an, dann ging es relativ bald zum Baden und über die
Steine springend und rutschend von Pool zu Pool. Und das alles in der
unvergleichbaren, fast schon unwirklich schönen Kulisse der üppig exotisch
bewachsenen Hänge.
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Ein Kakaobaum |

Anschließend liefen wir, vorbei an Kakao- und
Kardamompflanzen, zum Eingang einer nahen Höhle, wo jedem eine Kerze in die
Hand gedrückt wurde (uns vieren dank unseres Guides auch noch ein Helm) und es
schließlich zum „Caving“ losging. Etwas ähnliches hatte ich schon einmal
gemacht, damals aber ausgerüstet mit dickem Neoprenanzug, Wasserschuhen und
Kopftaschenlampen. Ganz anders in Guatemala, wo wir uns nun also barfuß und in
Schwimmsachen ans „Erkunden“ der Höhle machten und jedes Mal, wenn wir uns beim
Schwimmen irgendwo anstießen, mit unserer Kerze in der Hand fast absoffen:D
Natürlich hatten unsere Guides richtige Taschenlampen, sodass wir uns nicht nur
auf das schwache, flackernde Kerzenlicht verlassen mussten, was im Zusammenhang
mit einer von Wasser durchflossenen Höhle vielleicht auch nicht so schlau
gewesen wäre…:D Obwohl es ab einem gewissen Zeitpunkt super kalt wurde, war
auch das ein sehr schönes Erlebnis. Als Adrenalin-Highlights konnte man noch
auf einer Schaukel über den Fluss schwingen, um dann am höchsten Punkt ins
Wasser abzuspringen und sich von der einzigen nahen Brücke in den Río Cahabón
stürzen. Doch diese Brücke hat es in sich! Sie ist zwar so breit, dass auch Autos
darüberfahren können, jedoch fehlen immer wieder Plankenteile, sodass für den
Fußgänger gefährliche Lücken entstehen. Angeblich war die Brücke vor einiger
Zeit sogar komplett gesperrt, da so viele Planken fehlten, dass es auch für
Fahrzeuge zu
gefährlich wurde… Wir sind
aber alle heil von unserem letzten gemeinsamen Ausflug wiedergekommen, bevor es
für die anderen drei auch schon wieder zurück nach Deutschland ging.
Und auch
für mich geht es übrigens bald nach Hause! Am 14. Mai werde ich dieses tolle
Land wieder verlassen, das im letzten halben Jahr doch irgendwie ein Stück
Vertrautheit geworden ist… Aber bis dahin bleiben mir momentan immer noch ca. 4
Wochen, die ich im Projekt verbringen werde, denn es gibt immer noch einige
Dinge, die geschafft werden müssen…:)