Donnerstag, 9. Juli 2015

"Die Rückkehr" oder "Wo bin ich nochmal zuhause?"

Unglaublich - mittlerweile bin ich schon über eineinhalb Monate zurück in Deutschland! Und obwohl es nun schon etwas länger her ist, dass ich Guatemala verlassen habe, liegt mir ein letzter Bericht sehr am Herzen. Ich möchte noch darüber schreiben, wie es ist, nach einer so langen Zeit seinem neuen Zuhause den Rücken zuzuwenden und nach Deutschland zurückzukehren.
In den Wochen, die ich nun wieder daheim verbracht habe, tauchten hauptsächlich zwei Fragen immer wieder auf. Eine davon lautet in etwa: „Wie war es denn in Guatemala?“; die andere „Und wie ist es so, wieder in Deutschland zu sein?“ Doch ehrlich gesagt kann man auf keine der beiden eine schnelle, kurze Antwort geben. Natürlich sage ich der Einfachheit halber meist etwas wie: „Guatemala hat mir gut gefallen, aber hier ist es auch wieder schön!“, doch die Wahrheit ist nicht so leicht auszudrücken.
Das sollte ich an dieser Stelle vielleicht einmal genauer erklären. Denn es ist nicht so, dass es mir in Guatemala nicht gefallen hätte. Ganz im Gegenteil! Ich bin unglaublich begeistert von dem Land, das ich in diesem halben Jahr immer besser kennengelernt habe. Hätte ich nochmal die Möglichkeit, würde ich mich zu hundert Prozent wieder für Guatemala entscheiden und noch immer kann ich mich kaum bremsen, von meinen Erlebnissen dort zu erzählen. Doch da ich so viel Zeit vor Ort verbracht habe, gibt es natürlich nicht nur die schönen, herausstechenden Erlebnisse, sondern eher ein unübersichtliches Gewimmel an Erinnerungen, Erfahrungen und Empfindungen, die alle zusammengenommen mein persönliches "Guatemala-Gefühl" ergeben. Denn wie wahrscheinlich einfach nachzuvollziehen ist, habe ich im Laufe der Zeit viel erlebt, gute und schlechte Erfahrungen gesammelt, Dinge gesehen, die mich gefreut haben, und andere, die mich traurig stimmten. Und es war auch nicht immer einfach, eigene Vorstellungen und Erwartungen mit der Realität zu vereinbaren. Doch ich wollte ja auch keinen Urlaub machen, sondern Land, Kultur, Sprache und Leute kennenlernen - dort wirklich leben!
Die andere Frage - wie es ist, wieder nach Deutschland zu kommen - ist sogar noch schwieriger zu beantworten. Es gibt natürlich unglaublich viele Vorteile an unserem Leben hier, über die wir uns vielleicht nicht einmal im Klaren sind. Vor allem in den ersten Tagen zurück war ich ungalublich begeistert, immer warmes Wasser aus der Leitung zapfen zu können und auch nicht fürchten zu müssen, es würde von einem Moment auf den anderen einfach aufhören zu fließen. Auch die Verschutzung und vor allem die Lärmbelastung (Gutealtemalteken haben einfach kein Empfinden für Lärm!!!) sind deutlich besser zu ertragen, bzw. hier in dieser Weise gar nicht vorhanden. Und  auch das alltägliche Chaos kommt mir hier deutlich kleiner vor.  Kurz um: Dieses halbe Jahr lässt sich in keinster Weise mit dem Leben in Deutschland vergleichen; zu anders waren der Alltag und die Erfahrungen, die ich gemacht habe. Und obwohl ich angefangen habe, mir dort eine neues Zuhause aufzubauen, ist trotzdem klar, dass ich nie in dieses zurückkehren werde. Sollte ich wieder einmal in Dueñas sein, wird es sich dennoch anders anfühlen, denn ich werde nur den Besucherplatz einnehmen und nicht dieselben Aufgaben haben. Genau aus diesem Grund fiel mir der Abschied von dort auch so viel schwerer, als ein halbes Jahr zuvor von Deutschland. Auch das hört sich wahrscheinlich erst mal ungewöhnlich an, es gibt aber gute Gründe dafür. Als ich wegging, war klar, dass ich in absehbarer Zeit wieder zurückkehren und Familie, Freunde und sonstiges Umfeld kaum verändert vorfinden würde. Inzwischen fühlt es sich sogar so an, als habe sich alles zu wenig verändert, aber das können wahrscheinlich nur die nachvollziehen, die selber schon mal eine längere Zeit im Ausland waren. Doch langsam aber sicher werde ich die ganzen kleinen Einzelheiten vergessen, durch die ich Guatemala so lieben gelernt habe, bis mein „persönliches Guatemala" sich langsam aber sicher auflöst, da es nun mal genau auf diesen Erinnerungen basiert. Aber das lässt sich einfach nicht vermeiden und war von Anfang an klar. Doch aus genau diesen Gründen sehe ich es eher mit gemischten Gefühlen, wieder in Deutschland zu sein. Unter anderem deswegen habe ich in diesem Blog versucht, meine Erlebnisse und Abenteuer so gut wie möglich zu konservieren und zu vermitteln, um auch noch andere Menschen für meinen Aufenthalt in Guatemala zu begeistern.  Zu guter Letzt möchte ich deswegen nochmal ein paar Bilder aus meinen letzten Tagen mit euch teilen. Ich hoffe, mein Blog hat euch gefallen, ihr hattet Spaß am Lesen und konntet dadurch vielleicht etwas an meinem Leben und meinen Erfahrungen teilhaben. Und falls jemand noch mehr wissen will, fragt mich einfach!:)

Mit einer Vorschulklasse
Abschiedsbild mit den "großen" Fußballern








Mit den "kleinen" Fußballern

Abschiedsbild mit einer 6. Klasse